Montag, 3. März 2014

Arbeit und Struktur von Wolfgang Herrndorf

Dem inneren Verfall, dem Orientierungsverlust, der Epilepsie und der Depersonalisation, durch das wachsende Glioblastom stetig fortschreitend, stellt Wolfgang Herrndorf eine äussere Ordnung -Arbeit und Struktur- entgegen. Skeptisch, ob ein als Buch gedruckter Blog funktioniert, musste ich feststellen, dass es, nein, nicht die Sensationslust ist, die einen fesselt, sondern Herrndrofs nüchtern-lakonische Beschreibung seiner Krankheit, seiner Ausfälle, seiner Todesnähe und trotzdem der unendlichen Sehnsucht nach dem Leben und ja, es funktioniert nicht nur, es ist schöne! Literatur!

20.12.2011 13:36
...Das Gefasel von der Unzuverlässigkeit des Gedächtnisses und der Unzulänglichkeit der Sprache spare ich mir, allein der berufsbedingt ununterdrückbare Impuls, dem Leben wie einem Roman zu Leibe zu rücken, die sich im Akt des Schreibens immer wieder einstellende, das Weiterleben enorm erleichternde, falsche und nur im Text richtige Vorstellung, die Fäden in der Hand zu halten und das seit langem bekannte un im Kopf ständig schon vor- und ausformulierte Ende selbst bestimmen und den tragischen Helden mit wohlgesetzten, naturnotwendigen, fröhlichen Worten in den Abgrund stürzen zu dürfen wie gewohnt -

Wer den Blog lesen möchte, beginnt hier:
http://www.wolfgang-herrndorf.de/2010/04/daemmerung/

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