Montag, 27. Juni 2011

Twitteratur von Alexander Aciman und Emmett Rensin

Zwischen all der Problemliteratur ein kleines Amusement: Weltliteratur in 140 Zeichen. Die zwei Studenten der University of Chicago twittern die Inhalte der schönen Literatur, und das mit viel Liebe zum Detail und auf den Punkt gebracht. "Die Verwandlung" von Franz Kafka wird @bugged-out  geschrieben, vierter Eintrag: "Hab mich offenbar in einen  grossen Käfer verwandelt. Ist das einem von euch schon mal passiert? Netdoktor.de ist keine Hilfe." Das interessanteste ist das Glossar am Schluss für Oldtimer. FTW.

Montag, 20. Juni 2011

Zaïda von Anne Cuneo

Ein Schmöker für lange Regen- oder leichte Urlaubstage. Die Lebensgeschichte der Romanfigur Zaïda, die dreimal aus Liebe heiratet, sich als eine der ersten Ärztinnen einen Platz erkämpft und sich spät noch zur Psychoanalytikerin ausbildet ist ein perfektes Oma-Tanten-Bekannten Geburtstagsgeschenk. Man liest sich durch ein Jahrhundert mit all seinen Kriegen, seinen Zerstörungen und seinen gesellschaftlichen Normen, den politischen Umwälzungen und Strömungen, man leidet mit der Romanfigur und bewundert ihre Stärke. 

Mittwoch, 8. Juni 2011

Im Meer schwimmen Krokodile von Fabio Geda

Eine höchsttraumatische Kindheit, lakonisch und fast fröhlich dahererzählt, immer wieder unterbrochen von kurzen Fragen des Autors, um durch den Interviewcharakter die Leserschaft daran zu erinnern, dass hier eine wahre Geschichte aufgezeichnet wird. Es ist die Lebensgeschichte von Enaiatollah Akbaris, der mit zehn Jahren von seiner Mutter in Quetta, Pakistan, ausgesetzt wird und über den Iran, die Türkei und Griechenland schliesslich nach Italien kommt.
Warum faszinieren uns diese Lebensleidensgeschichten so? Ist es, weil so viel Schweres so leicht daherkommt, dass unser Leichtes, das wir zu tragen haben, nicht mehr erwähnenswert ist? Ist es, dass dieser eine Junge durchgekommen ist und deshalb dieser Eine ein ganz besonderer Mensch sein muss? Ist es das Erschauern vor einer fremden Welt, in der eine Schule geschlossen und der Lehrer erschossen wird, einfach, weil es die Taliban so beschlossen haben? Oder ist es das relativ gute Ende einer langen Odyssee?
Auf jeden Fall fasziniert dieses Buch.

Sonntag, 5. Juni 2011

Der Klang der Fremde von Kim Thúy

Die Kindheit in Vietnam der Protagonistin erfährt eine jähe Zäsur durch die abenteuerlich Flucht der Familie nach Kanada. Durch das Buch versucht die Autorin, die Fäden ihrer eigenen Biografie zusammenzuknüpfen: das Leben in Vietnam als Tochter aus gutem Hause, eingeschlossen hinter hohen Mauern; die Flucht unter hoher Lebensgefahr und das Leben als Flüchtling; und schliesslich das kalte Kanada mit seiner Gastfreundschaft, den wohlmeinenden Menschen und seiner fremden Kultur, welche der Familie eine neue Heimat anbietet. Das Buch ist sehr dicht geschrieben und sehr ausdrucksstark. Ein Bestseller, der es verdient hat!