Donnerstag, 14. April 2011

Hinter dem Bahnhof von Arno Camenisch


Endlich: ein kleiner, funkelnder Juwel in der Schweizer Literaturszene! Prosaisch ist der Titel (Hinter dem Bahnhof), unspektakulär ist die Geschichte - und doch  steckt das kleine Büchlein voller Sprachpoesie und einer ganz eigenen Melodie durch die gekonnt eingesetzten rätoromanischen Mundarteinsprengsel. 
Das Buch beschreibt die Jugend zweier Brüder in einem Bergdorf, es erzählt vom Familienleben, von Geburt und Tod, den Dorfbewohnern, dem langen Winter, und wenn es weh tut, geht man zu Fraurorer. "Sie ist Samariter und malt mir mein Knie rot an, tut Flasters drauf mit Bildern oder macht Verbans. Kusch mora wider und denn luagamer, gell, Schätzli...Mein Mutter bringt ihr dann Kirschen aus dem Garten".

Samstag, 9. April 2011

Es geht uns gut von Arno Geiger

"Es geht uns gut" ist nicht ganz so gut wie es von den Kritikern belobt wurde (Deutscher Buchpreis für Arno Geiger). Auch hier wird eine Familie über drei Generationen portraitiert, doch ist Arno Geiger - quasi als österreichischer Jonathan Franzen- etwas langatmiger, etwas zusammenhangsloser, und auch etwas hoffnungsloser als Franzen. Das Buch ist nicht schlecht, aber etwas zäh. Da ist "Alles über Sally", ebenfalls von Geiger, unterhaltsamer zu lesen- zumindest für die Leserin als Frau in den "besten Jahren".

Montag, 4. April 2011

Wörterbücher (für Liebende)

Nach dem fulminanten Kick-off meines Blogs ; ) geht es unbeirrt weiter: Dieses Mal mit gleich zwei Wörterbücher für Liebende:
Xiaolu Guo: A Concise Chinese-English Dictionary For Lovers (deutscher Titel: Kleines Wörterbuch für Liebende) und David Levithan: The Lover's Dictionary (deutscher Titel: Das Wörterbuch der Liebenden). Beide erzählen anhand von (zufällig) ausgewählten Stichwörtern über Momentaufnahmen der Liebe.
Die Ich-Erzählerin bei Xiaolu Guo beschreibt -im holprigen und sehr amüsanten Sprachstil einer Chinesin, welche für einen Sprachkurs nach England gekommen ist- ihr grosses Staunen über die Europäer und ihre Lebensweise, und noch erstaunter schreibt sie über die grosse Liebe, welche sie in England findet -und auch wieder verliert. 
David Levithans Wörterbuch ist noch dichter gepackt, seine Stichwörter sind nach eigenen Aussagen zufällig ausgesucht und einer Liebesbeziehung zugeordnet. Noch selten wurde so kurz und intensiv -aber so schön!- über die Liebe und ihre Flüchtigkeit geschrieben.