Dienstag, 15. April 2014

Ein ganzes halbes Jahr von Jojo Moyes

Heute geht es in etwas seichtere Gewässer: "Ein ganzes halbes Jahr" ist im wahren Wortsinn ein Schmöker, laut Duden ein dickeres, inhaltlich weniger anspruchsvolles Buch, das die Lesenden oft in besonderer Weise fesselt.
Also, der Inhalt: Eine junge Frau aus ärmlichen Verhältnissen, gerade die Arbeit verloren und unglücklich verliebt, aber mit einer lustigen und offenen Persönlichkeit, nimmt einen Job als "Gesellschafterin" eines nach einem Unfall verbitterten und zynischen Tetraplegikers an, Sohn sehr reicher Eltern. Und was so vorhersehbar ist, passiert, sie verliebt sich selbstlos in ihn und setzt alles daran, um ihn glücklich zu machen, er mag sie, lässt sich allerdings nicht von seinem Entschluss abbringen. Er profitiert von ihrer Direktheit und ihren Emotionen, sie profitiert von seinem Reichtum.
Also ein Buch vielleicht für den Strand, wenn die Sonne einen schon dösig gemacht hat, oder für eine sehr lange Zugfahrt, aber keine Leseempfehlung dieses Blogs.

Montag, 14. April 2014

Frühmorgens, abends oder nachts von Yasmina Reza

Wegen meiner jüngsten Begeisterung für Yasmina Reza habe ich gleich noch ein weiteres Buch von ihr gelesen: Frühmorgens abends oder nachts entstand, während Yasmina Reza ein Jahr lang Nicolas Sarkozy im Wahlkampf begleitet hat. Und -wow-, dass Sarkozy diesem Projekt zugestimmt hat, ist wirklich bewundernswert. "Selbst wenn Sie mich verreissen, wird es zu meinem Ruhm sein", soll er anscheinend gesagt haben, zu Recht. Entstanden ist eine Mischung aus biographischen und autobiographischen Notizen, welche durch Rezas gewohnt scharfer und unnachgiebiger Beobachtung und ihre pointierte Art, diese niederzuschreiben, geprägt sind.
Interessant auch das FAZ Interview dazu: http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/fruehmorgens-abends-oder-nachts-welche-rolle-spielt-nicolas-sarkozy-madame-reza-1514145-p2.html.

Sonntag, 6. April 2014

Glücklich die Glücklichen von Yasmina Reza

Wer das Theaterstück "Der Gott des Gemetzels" von Yasmina Reza gesehen hat (zum Beispiel die Uraufführung am 2. Dezember 2006  im Schauspielhaus Zürich oder die Verfilmung von Roman Polański) erwartet pointierte, scharfe Dialoge, die Beziehungen der Erwachsenen, vor allem Ehen, bis in die letzten Ecken ausleuchten. Und wird nicht enttäuscht werden. "Glücklich die Glücklichen" sind 21 kurze Geschichten von Personen, die durch enge oder lose Beziehungen miteinander verbunden sind. Es werden meist banale Situationen geschildert, im Supermarkt, im Wartezimmer, beim Einkaufen, doch durch die Dialoge und Beobachtungen wird das ganze Innenleben der Figuren schonungslos aufgedeckt.

"Und warum nur denke ich in dem Moment, als ich das sage, an die Hutners, ein befreundetes Paar, das sich, koste es, was es wolle, im ehelichen Wohlergehen eingerichtet hat, sie nennen einander neuerdings "mein Herz" und sagen Sätze à la "Heute Abend essen wir was Schönes, mein Herz". Ich weiss nicht, warum mir die Hutners einfallen, wo mich gerade ein ganz entgegengesetzter Zorn erfüllt, aber vielleicht besteht gar kein so grosser Unterschied zwischen Heute Abend essen wir was Schönes, mein Herz und Ich zähle bis drei, Odile, in beiden Fällen liegt eine Art Wesensverengung vor, damit man die Zweisamkeit erträgt, eine natürlichere Harmonie kann es nicht geben als in dem Essen wir was Schönes, mein Herz...."