Montag, 19. November 2012

nackt schwimmen von Carla Guelfenbein

Nackt schwammen die beiden Freundinnen Morgana und Sophie und beide rufen sich im Buch die Erinnerung daran wach. Übertragen beschreibt es auch die sehr enge, hüllenlose, fast erotische Beziehung der beiden Mädchen, beide schwimmend auch im Leben, Sophie,  die Vogelkäfige in Kunstobjekte verwandelt und Morgana, die ihr dazu die Gedichte liefert. In diese Symbiose wird Sophies Vater hineingezogen, als Vater von Sophie, als heimlicher Liebhaber von Morgana.
Die Geschichte spielt vor dem Hintergrund des Militärputsches gegen Salvador Allende in Chile. Die äussere, politische Gewalt und Zerstörung vermischt sich unaufhaltsam mit den Kräften im Inneren, die das Bündnis der drei sprengen werden.
Ein poetisches, ein traurigschönes Buch, klingend übersetzt von Angelica Ammar (Die Zeit der grünen Mandeln). Allein die Überschriften dürfen nicht überlesen werden:
Engelssprung ; Du, zum Brustbein; Traurigglücklichsein; Die Unendlichkeit ist immer blau.

Donnerstag, 15. November 2012

Lola Bensky von Lily Brett

Das Buch "Einfach so" von Lily Brett habe ich geliebt. Es erzählt die Geschichte einer sehr neurotischen Frau, die in New York lebt. Sie ist die Tochter jüdischer Eltern, die den Holocaust überlebt haben und sie trägt schwer an der Last dieses Erbes. Die scharfsichtige und dabei komische Art der Protagonistin, das Leben vor diesem Hintergrund zu beobachten und zu kommentieren, macht die Besonderheit dieses Buches aus. Der neue Roman handelt nun wieder von viel Autobiographischem, Lola Bensky ist eine Reporterin aus Australien, die in London und New York Interviews mit Musikern führt und deren Leben bestimmt wird von den wiederkehrenden Themen Holocaust, Übergewicht, falsche Wimpern, falscher Mann und Mr. Someone else, richtiger Mann. Nebenbei erfährt man viele Anekdoten dieser Stars der Sixties, diese könnten allerdings auch frei erfunden sein.
Fazit: Auf jeden Fall "Einfach so" lesen, "Lola Bensky" muss man dann nicht mehr unbedingt lesen.

Herr Merse bricht auf von Karin Nohr

Wenn Psychoanalytiker Bücher schreiben, und die Psychoanalyse selbst zum Thema machen, kann das sehr spannend sein (Irvin Yalom: "Die rote Couch", "Und Nietzsche weinte"). Wenn allerdings eine Analyse in Romanform umgearbeitet wird und sehr viel mit Bildern und Symbolen gearbeitet wird, wirkt das aufgesetzt und angestrengt, wie es in dem Buch von Karin Nohr der Fall ist. Herr Merse, der von seiner Frau getrennt lebt, macht Urlaub auf Sylt im Ferienhaus seiner Schwester und verliebt sich heftigst, unreflektiert und endgültig in Frau Luner, die mit ihren Kindern am gleichen Ort Urlaub macht. Frau Luner hört ihm zu, seine Ex, seine Schwester und die Nachbarin hingegen sind alle übermächtig und bevormundend. Herr Merse erfährt in diesem Urlaub dann auch einiges über sein Leben, aber dabei verheddert er sich schliesslich so sehr, dass er keinen Ausweg mehr sieht.
Ein Buch mit Wortwitz, aber etwas mühsam zu lesen.