Sonntag, 20. Januar 2013

Die Liebe in groben Zügen von Bodo Kirchhoff

670 Seiten Bodo Kirchhoff - und der Gedanke, dass er sich auch kürzer hätte fassen können.
Das Buch handelt von einem älteren Ehepaar mit gehobenem Lebensstil (Wohnung in Frankfurt und Haus am See in Italien) und Kosenamen, mit einem stabilen Freundeskreis, regelmässigen Essenseinladungen, einer verwöhnten Tochter und hin und wieder einer Affäre. Beide, Renz und Vila, begegnen nun der Liebe ausserhalb der Ehe noch einmal in ihrem vollen Ernst: Renz' Liebe stirbt an Krebs, Vila möchte für Bühl ihren Mann, Renz, verlassen. Parallel dazu erzählt Bodo Kirchhoff die Geschichte des heiligen Franz von Assisi und seiner Klara: Eine übermenschliche, spirituelle Liebe.
Vor diesem Hintergrund wird die Ehe betrachtet, seziert und demontiert und zeigt sich am Ende dann doch als sehr stabiles Gebilde, als Haus mit Keller und festen Mauern, das auch nach dem letzten grossen Sturm nicht zusammenfällt.
Sehr pointiert geschrieben von Kirchhoff mit sehr viel Altersweisheit, sehr intelligent und sehr witzig, und doch lebt das Buch nicht, es reisst nicht mit, so dass die 670 Seiten teilweise zur rechten Herausforderung werden.