Sonntag, 6. April 2014

Glücklich die Glücklichen von Yasmina Reza

Wer das Theaterstück "Der Gott des Gemetzels" von Yasmina Reza gesehen hat (zum Beispiel die Uraufführung am 2. Dezember 2006  im Schauspielhaus Zürich oder die Verfilmung von Roman Polański) erwartet pointierte, scharfe Dialoge, die Beziehungen der Erwachsenen, vor allem Ehen, bis in die letzten Ecken ausleuchten. Und wird nicht enttäuscht werden. "Glücklich die Glücklichen" sind 21 kurze Geschichten von Personen, die durch enge oder lose Beziehungen miteinander verbunden sind. Es werden meist banale Situationen geschildert, im Supermarkt, im Wartezimmer, beim Einkaufen, doch durch die Dialoge und Beobachtungen wird das ganze Innenleben der Figuren schonungslos aufgedeckt.

"Und warum nur denke ich in dem Moment, als ich das sage, an die Hutners, ein befreundetes Paar, das sich, koste es, was es wolle, im ehelichen Wohlergehen eingerichtet hat, sie nennen einander neuerdings "mein Herz" und sagen Sätze à la "Heute Abend essen wir was Schönes, mein Herz". Ich weiss nicht, warum mir die Hutners einfallen, wo mich gerade ein ganz entgegengesetzter Zorn erfüllt, aber vielleicht besteht gar kein so grosser Unterschied zwischen Heute Abend essen wir was Schönes, mein Herz und Ich zähle bis drei, Odile, in beiden Fällen liegt eine Art Wesensverengung vor, damit man die Zweisamkeit erträgt, eine natürlichere Harmonie kann es nicht geben als in dem Essen wir was Schönes, mein Herz...."

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